Betriebskontinuität trotz Personalausfall sichern

29 Oktober 2025

Wenn Disaster Recovery hilft, menschlichen Verlust zu bewältigen

In den letzten 25 Jahren haben Business Continuity (BC) und Disaster Recovery (DR) eng zusammengearbeitet, um Risiken und Szenarien erfolgreich zu bewältigen – besonders sichtbar während der Covid-19-Pandemie.

Diese Zeit stellte DR-Prozesse vor große Herausforderungen: die Sicherstellung der Betriebskontinuität, die Implementierung von stabilen Remote-Arbeitslösungen und die Gewährleistung flexibler Arbeitsalternativen.

Business-Continuity-Planung bedeutet, Systeme zur Prävention und Wiederherstellung zu schaffen, um auf mögliche Störungen vorbereitet zu sein.
Unternehmen, die solche Risiken nicht berücksichtigt hatten, mussten improvisieren – oft mit chaotischen und kostspieligen Folgen. Viele sagten einfach: „Das passiert uns nicht.“

Heute – mit Klimawandel, politischen Spannungen und Cyberkriegen – wird eine neue Bedrohung Realität: der menschliche Verlust. Und in Luxemburg ist dieser bereits spürbar.

Weniger Menschen, mehr Probleme

In den letzten zehn Jahren hat sich das Wachstum der Grenzgängerzahlen leicht verlangsamt (–0,6 % an der deutschen und –0,3 % an der belgischen Grenze).
Zudem verlieren viele frühere Vorteile des luxemburgischen Arbeitsmarktes an Attraktivität.

Gründe sind unter anderem:

  • Längere Pendelzeiten,

  • Stärkere Konkurrenz zwischen Arbeitgebern,

  • Geänderte Arbeitsbedingungen,

  • Wegfall von Zusatzleistungen,

  • Neue Lebensstile (mehr Freizeit, flexible Arbeitszeiten),

  • Generation Z,

  • Hohe Fluktuation und Wissensverlust.

Einige Unternehmen wie Leclerc kämpfen mit massiven Rekrutierungsproblemen.
2017 verlor zudem eine internationale Anwaltskanzlei an einem Tag ein gesamtes Team weltweit – fast mit Insolvenzfolgen.

Welche Lösungen sind denkbar?

Unternehmen sollten den menschlichen Faktor aktiv in ihre HR-Strategie und ihr Business-Continuity-Management-System (BCMS) integrieren.

Business Continuity

Identifizieren Sie Ersatzlösungen und Backup-Profile für Schlüsselpositionen.
Die Business-Impact-Analyse (BIA) hilft, kritische Schwachstellen aufzudecken.

Disaster Recovery

Erfassen und automatisieren Sie Reaktionsketten durch Systeme wie SAP SuccessFactors, ServiceNow oder Everbridge Core Pro, die HR-, IT- und BCMS-Daten verbinden.

Moderne Kontinuitätssysteme können den menschlichen Faktor direkt einbeziehen:

  • Rollen und Kompetenzen dokumentieren,

  • Haupt- und Ersatzkontakte bestimmen,

  • alternative Arbeitsorte definieren,

  • Recovery-Pläne automatisiert ausrollen (z. B. Business Continuity in Cloud – BCIC).

Unternehmen mit hohem Personalumsatz setzen Systeme ein, um Fähigkeiten zu bewahren, Nachfolgen zu automatisieren und Risiken in das Incident Management zu integrieren.
RBAC-Systeme (Role-Based Access Control) können helfen, Aufgaben samt Zugriffsrechten an andere Teams zu übergeben.

Auch Offshoring kann Risiken mindern, beseitigt sie jedoch nicht vollständig.
KI und RPA (Robotic Process Automation) ermöglichen Automatisierung, erfordern jedoch hochverfügbare Systeme und Fachkräfte, was Investitionen in Zeit und Geld bedeutet.

Regulierungen wie DORA, NIS2 und das kommende AI Act (2026) müssen in jede Risikoanalyse einbezogen werden.

Fazit

Die menschliche Arbeitskraft bleibt das Fundament jeder Organisation – und gleichzeitig ihre größte Verwundbarkeit. Der Human-Loss-Recovery-Prozess ist ein interdisziplinäres Thema zwischen Business, HR, BCMS, IT und DR.

Er sollte fester Bestandteil jedes Business-Continuity-Plans sein – denn der Verlust von Mitarbeitenden ist längst kein Ausnahmefall mehr, sondern eine wachsende Realität.

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